AUSSTELLUNG
Ashley Scott:
»The Erased Blossom of Grace«

Scotts Tante Fancie zog von Alabama nach Chicago, war Teil des „Civil Rights Movement“ traf Präsident Johnson und eröffnete ein eigenes, sehr erfolgreiches Atelier für Hüte. 

Sie war die erste wirklich emanzipierte und dazu noch sehr kreative Frau der Familie Green.

Betrachtet man die künstlerischen Arbeiten von Ashley Scott, wird das Erbe einer kraftvollen und willensstarken Herkunft deutlich. 

Die skulpturalen Arbeiten zeigen eine ausgeprägte Stringenz und Separation zwischen Oberflächen und Farben. Glasfaser, Glasscherben, Baumwolle, Kunststoff in nicht bestimmungsgemäßer Verarbeitung werden zu weichen und doch facettierten Formen leuchtenden, ineinander fließenden Farben arrangiert.

Man möchte dem Urinstinkt des Anfassens und haptischen Erfahrens bei diesen Werken nicht unbedingt nachkommen, trotz allem lösen die Gebilde Neugierde im Betrachter aus.

Ihre Werke sind laut, fordernd und aufdringlich und dabei inspiriert von Jazzmusikern wie Ornette Coleman und John Coltrane, die ihre Brillanz auf der Auflösung bestehender Regeln und Harmonien begründet haben.

Es fließen Traditionen der Kunst der Bubi und Fang in Westafrika, der nordamerikanischen Sklaven mit ihrem versteckten Symbolismus, die Berichte vergeblich unternommener Adaptionsversuche der schwarzen Amerikaner an weiße Lebensregeln und Schönheitsideale, bis hin zur Übernahme der „black features“ vom Mainstream und den  Kämpfen zur eigenen modischen Präsenz im künstlerischen Verständnis von Ashley Scott ein, die sie in unnachgiebiger Weise und vor dem Hintergrund persönlicher Zusammenhänge untersucht.